Vorgeschichte:
Als sich 2006 die TSG 1899 Hoffenheim in Person von Dietmar Hopp durch die Verpflichtung von Ralf Rangnick anschickte, ernst zu machen mit dem Projekt, den Rhein-Neckar-Kreis, den Kraichgau aus der Fußball-Diaspora zu holen und ins Rampenlicht des Profi-Fußballs zu bringen, wurde ein paar Hanseln und Hänselinnen im Heidelberger Elfenbeinturm ganz warm ums Herz.
Fußball-Bundesliga vor der Haustüre. Ein Traum. (Leider hat er sich so nicht ganz erfüllt, aber lassen wir die unrühmliche Geschichte des Heidelberger Gemeinderats im Zusammenhang mit dem Stadionbau innerhalb seiner Gemerkung in diesem Zusammenhang einfach mal außen vor.) 2007 war es dann so weit. Aufstieg in die 2. Liga. Ein Dorfverein. Das war etwas ganz Besonderes. Etwas Einmaliges. Da wollten diese Hansel und Hänselinnen (alle um die, eher jenseits der 40) nicht hintananstehen.
Da man sich in also einem Lebensabschnitt befand, wo man einerseits schon viel erreicht hatte, aber andererseits die Masse der eigenen, gescheiterten privaten Projekte (Ehe, Kindererziehung, Erfüllung von Kinderwünschen und/oder Kindheitsträumen) ein beachtliches Maß angenommen und die Routine des Alltags längst die Oberhand über das tägliche Tun übernommen hatte, sodass man sich eigestehen musste, dass das Leben an sich kaum mehr war als ein alltägliches Sein, war es höchste Zeit und der Aufstieg der TSG 1899 Hoffenheim ein höchst willkommener Anlass, endlich mal wieder etwas Verrücktes zu machen. Und so wollten sie, inkl. meiner Person, mit ehrlicher Selbstreflektion und -analyse und bar ihrer in ihrer letztendlichen Konsequenz immanenten Gefahr fürs etablierte Familienleben und der bisherigen Gestaltung der Gemeinschaftszeit
“Ich gehe am Wochenende lieber ins Stadion als auf eine Vernissage!”
einen Fanclub gründen. Einen? Nein! Es musste DER Fanclub sein – und das war der, mein Job. (“Du bist doch der Werbefuzzi. Lass dir was einfallen.”)- und den ging ich dann wie folgt an …
Situationsanalyse:
außen:
innen:
Strategie:
Das Momentum der Aufmerksamkeit musste genutzt werden. Dies gelingt umso besser, je anders man auftritt. Daher nahm ich all das, was oben steht, wahr, ernst und drehte es einfach um 180° – und hielt dies dann konsequent durch.
1. Der Name:
“Akademikerfanclub” klingt – je nach eigener Position – entweder nach einem Oxymoron (“altes Kind”, “schwarzer Schimmel”, eckiger Kreis”) oder Nestbeschmutzung, gilt doch “die Kurve” als letzter (H)Ort, wo man sich eher niedertriebig emotional geben kann. Ganz gleich, wie man das interpretiert: Er fällt auf, weckt Interesse, sorgt für Aufmerksamkeit – nicht nur “in der Szene”, sondern auch (über-)regionalen Medien, was wiederum für mehr Aufmerksamkeit, Reichweite, Medienpräsenz und last but not least Mitgliederzahlen sorgt.
Eine recht vollständige Dokumentation der Medienpräsenz des Akademikerfanclubs findet sich hier …
2. Das Logo:
Dieses Interesse wird gesteigert durch ein hochkomplexes Logo, welches bereits auf den ersten Blick den Vorwurf der Traditionslosigkeit mit maximaler Ironie aufgreift – eben durch die Verwendung aller Stilmittel der Heraldik, wie sie bei britischen und damit immer sehr traditionsreichen Vereinen Usus ist.
Zudem zeigt es eben auch durch diese Üppigkeit, dass man weder diese Vorwürfe noch sich als Fanclub allzu ernst nimmt. Auf den zweiten Blick erkennt man dann die Elemente, die das Logo, welches ja eher einem Wappen gleicht, verbindet und zu einer Einheit macht:
Gewünschte und erzielte Reaktion: “Gar neddemool sooo dabbedd!”
Der ewige Zusatz “1899 Hoffenheim …” ist natürlich nur ein weiteres Element zur Steigerung der Ironie, die sich zum einen durch die Länge offenbart, aber auch die Weglassung des “TSG”. Zudem zeigt er Zeile für Zeile das, was ja angeblich Tradition beweist und Zukunft braucht: Herkunft.
3. Nomenklatur:
Während “normale” Vereine 1. und 2. und 3. Vorsitzende, Kassenwarte et al. haben, gibt es diese beim Akademikerfanclub auch nicht. Der Ironie wegen heißen diese bei dem Verein
Zudem hat jedes weitere Mitglied einen seinen Qualifikationen, Hobbies etc. entsprechend offiziellen Titel, z. B.
Es gibt also kein Fußvolk oder Beitragszahlvieh.
4. Kommunikation:
Herzstück der Kommunikation des Akademikerfanclubs ist sein Internetauftritt und hierbei in erster Linie die meist von mir verfassten Berichte, Kommentare, Bemerkungen, Beiträge unterschiedlichster Art zu den Partien der TSG. Sie sind nicht immer ironisch, aber versuchen meist eine humorvolle Distanz zu wahren und das Geschehen auf dem Platz nicht nachzuerzählen, sondern durch eine gewitzte, intellektuelle Ergänzung geistreich (und fürs nächste Pubquiz hilfreich) zu gestalten, also Infotainment at its best zu bieten.
Nach dem Durchmarsch in Liga 2 erschien dann auch das erste Video des Akademikerfanclubs, das sage und schreibe 815 Aufrufe erhielt. 🙂
Machen wir es kurz: Der ehemalige Geschäftsführer fand’s nicht so gut – insbesondere nicht das alleinige Agieren.
Fun-Fact:
In meiner Tätigkeit fürs Stadtmarketing Mannheim erstellte ich eine Anzeige zum Ende der Hinrunde, in der die TSG im Carl-Benz-Stadion ihre Heimspiele austrug. Diese Anzeige …
… wurde von den Leserinnen und Lesern des Mannheimer Morgen zur “Anzeige des Monats Dezember 2008” gewählt und wurde zudem bei der Wahl zur “Anzeige des Jahres 2008” mit Bronze ausgezeichnet. Den Preis erhielt ich aus den Händen just jenen Geschäftsführers.
6. Social Media
Seit mehreren Jahren hat der Akademikerfanclub auch Präsenzen auf Twitter und Facebook.
Das Twitterkonto hält sich selbst aktuell. Hierfür wurde via paper.li eine eigene automatisierte Zeitung konzipiert, die …
… die allmorgendlich auf Twitter gepostet wird.
Die Facebook-Seite wird aktiver von mir betrieben. Hier gibt es allerlei Fundstücke, aber auch eigene Beiträge. Zudem entstanden im Laufe der Jahre immer wieder Videos zu den unterschiedlichsten Anlässen, dir vor allem dort hochgeladen wurden, z. B. als Spielankündigungen:
Immer geht es darum, auf allen Kanälen, mit einfachen Mitteln doppelte Botschaften zu kommunizieren.
6. Merchandising:
Natürlich wurde der fanclub auch mit entsprechenden Utensilien ausgestattet. Auch in ihnen zeigt sich, die Andersartig- und doch sehr hohe Wertigkeit des Fanclubs, der sich schon ernst, aber eben nicht zu ernst nimmt:
Auch Lust auf viel Spaß mit einfachen Mitteln und doppeltem Nutzen (mindestens)?
Dann nutzen Sie doch einfach die von mir – genau in diesem Sinne – für Sie vorbereitete Rundum-Sorglos-E-Mail. 🙂